WILHELM (an einem Pult mit Handelsbüchern und Papieren). Diese Woche wieder zwei neue Kunden! Wenn man sich rührt, gibt's doch immer etwas; sollt' es auch nur wenig sein, am Ende summiert sich's doch, und wer klein Spiel spielt, hat immer Freude, auch am kleinen Gewinn, und der kleine Verlust ist zu verschmerzen. Was gibt's? (Briefträger kommt.) BRIEFTRäGER. Einen beschwerten Brief, zwanzig Dukaten, franko halb. WILHELM. Gut! sehr gut! Notier Er mir's zum übrigen. (Briefträger ab.) WILHELM (den Brief ansehend). Ich wollte mir heute den ganzen Tag nicht sagen, daß ich sie erwartete. Nun kann ich Fabricen gerade bezahlen und mißbrauche seine Gutheit nicht weiter. Gestern sagte er mir: Morgen komm' ich zu dir! Es war mir nicht recht. Ich wußte, daß er mich nicht mahnen würde, und so mahnt mich seine Gegenwart just doppelt. (Indem der die Schatulle aufmacht und zählt). In vorigen Zeiten, wo ich ein bißchen bunter wirtschaftete, konnt' ich die stillen Gläubiger am wenigsten leiden. Gegen einen, der mich überläuft, belagert, gegen den gilt Unverschämtheit und alles, was dran hängt; der andere, der schweigt, geht gerade ans Herz und fordert am dringendsten, da er mir sein Anliegen überläßt. (Er legt Geld zusammen auf den Tisch.) Lieber Gott, wie dank' ich dir, daß ich aus der Wirtschaft heraus und wieder geborgen bin! (Er hebt ein Buch auf.) Deinen Segen im kleinen! mir, der ich deine Gaben im großen verschleuderte.—Und so—Kann ich's ausdrücken?—Doch du tust nichts für mich, wie ich nichts für mich tue. Wenn das holde liebe Geschöpf nicht wäre, säß' ich hier und verglich' Brüche?—O Marianne! wenn du wüßtest, daß der, den du für deinen Bruder hältst, daß der mit ganz anderm Herzen, ganz andern Hoffnungen für dich arbeitet!—Vielleicht! —ach!—es ist doch bitter—Sie liebt mich—ja, als Bruder—Nein, pfui! das ist wieder Unglaube, und der hat nie was Gutes gestiftet. —Marianne! ich werde glücklich sein, du wirst's sein, Marianne!